100-Jahre-Jubiläumsfeier in Fulda

Im Anschluss an die diesjährige Mitgliederversammlung fand abends die erste der 100-Jahre-Jubiläumsveranstaltungen statt, die 100-Jahre-Jubiläumsfeier. Zu diesem Zweck war der große Saal im Kolpinghaus in Fulda angemietet worden. Im Kolpinghaus fand viele Jahre zuvor regelmäßig unsere Mitgliederversammlung statt, und so befand man sich an einer Stätte, die viele noch gut aus der Vergangenheit kannten.

Bläsergruppe des Jäger – und Gebrauchshundevereins Rhön-Vogelsberg e.V.

Die Feier wurde um 19 Uhr feierlich von Franz Loderer und der Bläsergruppe des Jäger – u. Gebrauchshundeverein Rhön – Vogelsberg e.V. eröffnet.

Franz begrüßte die Anwesenden sehr herzlich darunter auch Vertreter des Weltverbandes, Martin Peter aus der Schweiz mit seiner Frau und Ulrike Rösger aus Österreich.

Mitte: Martin Peter aus der Schweiz

Besonders begrüßt wurden auch unsere Ehrengäste, Josef Pohling, im VDH als Vorstand zuständig für das Jagdhundewesen, Zuchtrichter und Rassestandards, den Spezialzuchtrichter und Vorsitzenden des Ehrenrats beim VDH, Dr. Axel Linneweber, Dietrich Berning, Präsident des Verbandes Kleine Münsterländer, Wolf-Schmidt-Körby, Archivar des JGHV, der uns bei der Gründung unseres Weltverbandes Grosser Muensterlaender International maßgeblich unterstützt hat, sowie den Präsidenten des JGHV, Karl Walch, sowie Friedhelm Röttgen, Vizepräsident des JGHV.

Andreas Lorentzen (links) und Franz Loderer

Dann wurde ein neues Ehrenmitglied für seine Verdienste um den VGM geehrt: Andreas Lorentzen. Während Andreas bei der Mitgliederversammlung  zuvor kurz den Raum verlassen hatte, war zügig von der Versammlung über den Antrag, ihn zum Ehrenmitglied zu ernennen, entschieden worden. So wurde er nun völlig überrascht, die Rührung über diese Ehrung war nicht zu übersehen und überaus liebenswert.

Karl Wichmann (links) und Bruno Oelmann (3. von links) – die Ersteller der Chronik – , Pressewartin Marita León Ohl und Franz Loderer(rechts)

Anschließend wurde wurde die Chronik vorgestellt, die zum 100-jährigen Jubiläum in liebevoller Kleinarbeit maßgeblich von zwei Mitgliedern unseres Verbandes fortgeschrieben worden war: den beiden Ehrenvorsitzenden Karl Wichmann und Bruno Oelmann. Franz Loderer dankte ihnen für die mühevolle Arbeit, ebenso auch der Verbandspressewartin für ihre Unterstützung.

Unsere Ehrengäste erhielten je ein Exemplar der Chronik als Erinnerung an unseren Geburtstag. Von Franz Loderer überreicht. Aber auch Josef Pohling hatte ein Geschenk vom VDH zu unserem 100. Geburtag mitgebracht.

Zwei weitere Mitglieder aus der Landesgruppe Rheinland wurden nun noch geehrt: Dirk Gühnemann für 25 Jahre Mitgliedschaft und seine langjährige Arbeit im Vorstand der Landesgruppe. Ebenso auch Georg Rüßmann, der ebenfalls auf lange Arbeit im Vorstand der Landesgruppe zurückblicken kann.

V.l.: Dirk Gühnemann und Franz Loderer

V.l.: Georg Rühmann und Franz Loderer

Dann folgte ein überaus spannender Vortrag. Franz Loderer hatte sich im Vorfeld der Veranstaltung auf die Suche nach der frühen Vorgeschichte der Großen Münsterländer gemacht und berichtete nun über erstaunliche Funde aus der weit zurückliegenden Vorzeit.

Bereits vor 2500 Jahren wird in griechischen Überlieferungen von einzelnen Keltenstämmen aus der heutigen Gegend Bayern – Tschechien – Oberösterreich der langhaarige Jagdhund erwähnt. 

Es handelte sich um die keltischen Stämme der Bojiern und der Galater. Die Hunde sind beschrieben als langhaarig weiß, zumeist schwarz gefleckt.

Tierhaltung und Jagd brachten die Kelten naturgemäß in engen Kontakt mit Tieren. So bot das waldreiche Gebiet, das sie bewohnten, vielem Jagdwild Lebensraum. Dabei waren die Tiere gleichwertige Gegner, die durchaus auch den Kampf gewinnen konnten.

Seit Tausenden von Jahren lebt nun der Hund mit dem Mensch, beschützt ihm Leib und Leben, Hab und Gut, ist sein Helfer auf der Jagd oder begleitet ihn einfach nur beim Spaziergang. 

Was sind die bewundernswerten Eigenschaften, die sensiblen Fähigkeiten, die wir an unseren treuen Begleitern so schätzen? – Ihre Klugheit, die Anhänglichkeit, die Treue, die Führigkeit, der Gehorsam, die Lust an der Arbeit, der Spurwille, die feine Nase, die Härte, der Mut, der Schutztrieb, die Passion, das fröhliche Wesen. 

Wie Xenophon schreibt und schon im 4. Jahrhundert. v. Chr. sagte: „Erfindungen von Göttern sind Jagd und Hunde!“

Die Griechen befassten sich also bereits mit den Jagdhunden. Etwa 350 Jahre vor Christus verfasste der jagdbegeisterte Sokrates-Schüler Xenophon das Werk „Kynergetikos“, ein praktischer Ratgeber für die Jagd und die älteste bekannte Abhandlung über die Zucht und Dressur des Jagdhundes.

Der „Allrounder“ unter den Jagdhunden darin ist der Vorstehhund. Und so heißt es bei ihm (Xenophon): „Hunde, die es nicht wagen, zu einem Hasen hin zu gehen, sondern stehen bleiben und zittern, bis der Hase sich rührt.“ Und weiter meint er: 

„Bewunderungswürdig sind die Eigenschaften, welche die Natur mit ausgezeichneter Freigiebigkeit diesem Tier verliehen hat.“ 

Bei den Römern finden wir erstmals eine Einteilung nach Verwendung der Hundearten. Sie unterschieden zwischen Villatici, den Wachhunden, Pastorales, den Hirtenhunden und Venatici, den Jagdhunden.

Die Jagdhunde wiederum wurden in drei Gruppen unterteilt: 

• den Sagaces, welche der Spur folgten, 

• den Celeres, welche auf Sicht jagten und 

• den Pugnaces, die das Wild packten und kämpften. 

Möglicherweise konnte man bei den Römern schon von einer planmäßigen Zucht sprechen. 

Die Urform des langhaarigen deutschen Vorstehhundes ist der damals häufig genannte „Seidenhund“ (canis extrarius), auf den auch alle anderen Formen der langhaarigen Vorstehhunde, egal welcher Nationalität dieselben auch heute angehören mögen, zurückzuführen sind. Dieser langhaarige Hund ist in den verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten vom Adel eingeführt worden, überall jedoch deutlich früher als der kurzhaarige. In ganz Deutschland war die Einführung der Falkenjagden, zur Zeit Karls des Großen (768-814), nachweislich ein Grund für seine großflächige Verbreitung. Seine Verwendung war eine dreifache:

• Beim Trassieren
• Bei der Falkenjagd
• Bei der Entenjagd mit Bringen

Hierzu erscheint er z. B.:

• Zuerst im bojischen als canis acceptorius seu = Habichthunt dann als canis acceptorius im friesischen Gesetz.
• Als „Vogelhunt“ findet man ihn im Schwabenspiegel; vom 9. bis 13. Jahrhundert, später heißt derselbe dann „Hühnerhund“.

Der langhaarige Vorstehhund stand im Dienst der Berufsjäger der damaligen Zeit, und es ist diesem Umstand wohl zuzuschreiben, dass „die Rasse“ sich im Vergleich zu der kurzhaarigen auffallend rein erhielt. Dieser Hund genoss ein großes Ansehen und bald fand man ihn in jedem Zwinger der vornehmen Jagdherren. „Der Hühnerhund steht unter den Hunden, die der Jäger brauchte, ganz oben an. Er ist aber auch so bildsam, dass er sich zu jedem Jagdgebrauche leicht gewöhnen lässt.“

Anfang des 19. Jahrhunderts beschreibt der Katechismus für Jäger, Jagd- und Hundeliebhaber den Hühnerhund wie folgt: dicker, runder Kopf, kurze, starke Schnauze, breite, hängende, lange Ohren und dürre Läufe. Die Rute steht in die Höhe und die Haare an den Ohren, dem Halse, an der Hinterseite der Oberschenkel und an der Rute, haben eine vorzügliche Länge. Die Farbe ist meistenteils weiß oder seltener braun, viele sind auch gefleckt oder getigert.

Diese alten Hinweise auf die Vorfahren unserer Hunde deuten darauf hin, dass unsere Rasse sehr alte Ursprünge hat. 

Nach diesem überaus interessanten Vortrag wurde das leckere Buffet eröffnet.
Nachdem alle gut gespeist hatten, kam es zu einer Jubiläums-Tombola. Jedes Los ein Preis und der Hauptpreis: Ein Wochenende auf dem Lutterhof Rabe in der Lüneburger Heide. Die Lose fanden schnell ihre Abnehmer. Und dann erfolgte die Ausgabe der Preise. Mit Spannung wurde der Gewinner/die Gewinnerin des Hauptpreises erwartet. Er ging an Freifrau Cordula von Linden. Wir gratulieren herzlichst und wünschen viel Waidmannsheil.

Die Gewinnerin des Hauptpreises: Freifrau Cordula von Linden, links Peter Cosack, rechts Pietro Brede

Zur Untermalung der Veranstaltung hatte Hans Wackertapp einen Film mit Aufnahmen aus Prüfungen und Veranstaltungen der vergangenen Jahre zusammengestellt. Dies weckte zahlreiche Erinnerungen, und man sah in vielen Gesichtern Wehmut, dass einige unserer Weggefährten und auch zahlreiche tolle Hunde nicht mehr unter uns weilen.

Es wurde noch lange zusammen gesessen und das Ereignis gefeiert. Ein war ein sehr schöner Abend. Wir danken unseren Organisatoren dieser Veranstaltung, Pietro Brede und Peter Cosack, und wir danken unseren Sponsoren, die diesen glanzvollen Abend so ermöglicht haben.

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